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Am 24.8. kamen über 90 Landwirt:innen und Interessierte nach Lindlar- Linde, um an einer Podiumsdiskussion mit Fachleuten aus dem Agrarbereich teilzunehmen. „Für eine zukunftsfähige Landwirtschaft“ lautete das Motto des Abends, zu dem der grüne Kreisverband Oberberg eingeladen hatte. Bundestagskandidatin Sabine Grützmacher begrüßte den voll besetzten Saal im Haus Burger und betonte: „Wir möchten heute mit der Landwirtschaft ins Gespräch kommen. Beim Thema Landwirtschaft und Grüne dürfte schnell klar sein, diese Diskussion kann vielleicht auch mal hitzig und kontrovers geführt werden. Denn genauso wenig wie es die Landwirtschaft gibt, gibt es den einen Ansatz, Klima- und Umweltschutz und Landwirtschaft zusammenzubringen. Ich bin heute vor allem zum Zuhören hier.“
Der agrarpolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Friedrich Ostendorff war mit seiner Nachfolgerin im Wahlkreis Coesfeld II, Dr. Anne-Monika Spallek, nach Linde gekommen. Er wird dem nächsten Bundestag nach insgesamt 16 Jahren nicht mehr angehören. Auf dem Podium diskutierten außerdem Dorle Gothe, Vorstandsvorsitzende der Regionalwert AG Rheinland, Michael Alterauge aus dem Vorstand des Bundesverbands der Milchviehhalter (BDM) und Christian Felbeck, Vorsitzender der Ortsbauernschaft Hückeswagen und im Vorstand der Kreisbauernschaft Oberberg.
Die vom grünen Kreisgeschäftsführer Seb Schäfer moderierte Diskussion behandelte zunächst die zentrale Frage, was denn eine zukunftsfähige Landwirtschaft im Bergischen Land ausmachen muss. Die Schwierigkeiten, einem oder einer möglichen Hofnachfolger:in einen wirtschaftlich gesunden Hof zu übergeben, betonten alle Teilnehmer; dabei drehte sich die Debatte vor allem um die Frage, wie auskömmliche Milchpreise für die Erzeuger erreicht werden können. "Einen Facharbeiter in der Forstwirtschaft kann ich mit 30 – 40 Euro/ Stunde abrechnen. Der Landwirtschaftsmeister muss froh sein, wenn seine Stunde im hochspezialisierten Milchviehbetrieb 10 Euro einbringt. Das kann so nicht bleiben, wenn wir hier weiter unser Grünland bewirtschaften wollen.“ sagte Michael Alterauge vom BDM. Die erforderliche Wertschätzung für regionale Produkte steht auch im Mittelpunkt der Regionalwert AG. Dorle Gothe berichtete, dass bisher für fast 2 Mio. Euro Bürgeraktien ausgegeben wurden. „Das zeigt, welches Interesse an einer bäuerlichen und regionalen Lebensmittelerzeugung besteht. Die Verbraucher sind bereit, sich für gute Produkte aus ökologischer Landwirtschaft zu engagieren.“ Diese Bereitschaft spürt auch Christian Felbeck bei seiner Direktvermarktung von Milch, Eiern und Kartoffeln. „Wir haben damals keinen Stall für 120 Kühe gebaut, wie uns empfohlen wurde. Wir können als Familie auch von unserem Gemischtbetrieb mit 45 Kühen, Legehennen in Bodenhaltung und etwas Acker und Wald leben. Der gute Kontakt zu unseren Kunden ist das Wichtigste.“ In die direkte Diskussion ging Friedrich Ostendorff mit den Vertretern des Bauernverbands im Saal. Diese bedauerten unisono, dass mit Ostendorff einer der wenigen Bauern Abschied von der parlamentarischen Arbeit nehmen wird. „Wir haben immer fair gestritten. Aber nehmen sie jetzt die Chance wahr, die sich aus den Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft ergibt. Der Umbau der Tierhaltung zu mehr Tierwohl und Klimaschutz wird sehr viel Geld kosten. Die industrielle Landwirtschaft mit ihrer Ausrichtung auf den Weltmarkt ist nicht der richtige Weg!“, so Ostendorff. Schärfer war die Kritik von Lothar Gothe aus Bergneustadt: „Was nutzen die größten Maschinen, wenn die Wiesen vertrocknen wie in den letzten drei Jahren, wenn in diesem regenreichen Jahr 5 Schnitte gemacht werden müssen und nur noch der Löwenzahn zum Blühen kommt? Die Landwirtschaft macht doch die gleichen Fehler wie die Waldbauern mit ihren Fichtenmonokulturen!“
„Was wollen denn jetzt die GRÜNEN für die bergische Landwirtschaft tun? Das ist noch nicht klar geworden.“ entgegnete der ehemalige Kreislandwirt Helmut Dresbach. Eine Antwort gaben ihm Anne Monika Spallek und Sabine Grützmacher, die beide gute Aussichten haben, dem nächsten Bundestag anzugehören. „Wir müssen weniger intensive und mehr regionale Strukturen unterstützen und wir müssen die Agrarförderung endlich degressiv gestalten, damit tatsächlich auch die bäuerlichen und kleineren Höfe gefördert werden und nicht die Agrarholdings mit Tausenden Hektar“, so Spallek.“ „Ich nehme heute Abend mit, dass wir noch viel mehr tun müssen für die Wertschätzung von handwerklicher und bäuerlicher Arbeit. Jungen Frauen und Männern sollten wir vermitteln, dass unsere Gesellschaft nicht nur Akademiker und Banker braucht. Das ist auch eine europäische Aufgabe, wenn ich an Facharbeitermangel bei uns und extreme Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa denke.“
Franz Bellinghausen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, bedankte sich für das Gesprächsangebot der GRÜNEN und die faire Debatte. Diese ist nicht beendet und soll konstruktiv fortgesetzt werden, darin waren sich alle Teilnehmer:innen einig.
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