Am 11. Mai 2019 hielt unser neu gewählter Sprecher Henrik Köstering eine Rede auf dem Europafest der Grünen in Wiehl.

  „Das ist eine Sache für Profis.“

Dieser Satz hat unlängst große Wellen geschlagen. Hierbei wurde ausgiebig über den Unfug dieses Satzes im Hinblick auf den Klimaschutz debattiert. Auch wurden die Profis, in dem Fall meist Ingenieure und Wissenschaftler gefragt, was sie davon halten. Die Botschaft an die jungen Menschen war „Lasst uns das mal machen, ihr versteht das nicht.“

Weniger beleuchtet wurde der dahinterstehende Chauvinismus dieser Aussage. Junge Menschen, die etwas fordern, müssen schließlich etwas falsch verstanden haben. Denen müssen wir jetzt ganz sanft und freundlich sagen, dass ihre Forderung keine Rolle spielt. Die einfache Begründung hierfür: Junge Menschen sind keine Profis. Wahlweise bestätigt mit der Frage nach dem Beruf oder Schulabschluss. Als würde man seine demokratischen Rechte erst mit dem Berufsabschluss erhalten. 

Da fragt man sich doch, wer sind denn eigentlich diese Profis? Muss man dafür erst Physik studiert haben und trotzdem den Kohleausstieg vom Kanzleramt aus verhindern? Oder muss man Weinkönigin sein, um mit Ackergiften die Insekten auszurotten?

Man muss nicht lange studiert oder geforscht haben um zu merken, dass hier etwas schief läuft. Man braucht keinen Schulabschluss um zu merken, dass unsere Umwelt systematisch zerstört wird. Man braucht aber den Mut, diese unschöne Wahrheit auszusprechen.

Jedoch ist die chauvinistische Einstellung in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Von vielen Alt 68ern müssen wir uns anhören, dass junge Menschen ruhig radikal seien dürfen, nachdem diese ihre Meinung gesagt haben. Diese Relativierung des Gesagten macht es natürlich einfach sich nicht mit dem Gesagten auseinander setzen zu müssen. Und da wären wir wieder bei Herrn Lindner und seiner Auseinandersetzung mit der Jugend. Anstatt sich mit dem Argument zu beschäftigen, wird dieses mehr oder minder verschleiert mit dem Hinweis aufs Alter relativiert.

Wie weit dieser gesellschaftlich akzeptierte Chauvinismus geht, sehen wir dann bei den Wahlen. Hier ist man noch einen Schritt weiter gegangen und hat sich gefragt: Wenn das Gerede der jungen Leute eh uninteressant ist, warum sollten sie dann im Parlament sitzen?

Die Folge ist, dass obwohl fast jeder dritte Deutsche unter 30 ist, nur 2,3% der Bundestagsabgeordneten unter 30 sind. Dies stellt ein gigantisches demokratisches Defizit dar. 

Bemerkbar machte sich dies, als letztes Jahr der CDU-Vorsitz neu vergeben wurde. Ein Mann war Kandidat, der zum Zeitpunkt meiner Geburt bereits 20 Jahre alt war. Durch die fehlenden jungen Menschen in der Politik wurde er von den Medien dennoch zum Kandidaten der Jugend ernannt. Schon etwas pervers.

Weiter Beispiele lassen sich leicht finden. So wollte ein spanischer EU-Abgeordneter in der Kantine, die für die Abgeordneten ist, essen gehen. Das Problem hierbei war nur, dass er erst 31 Jahre alt ist und somit der jüngste Abgeordnete des Parlamentes ist. Die Security sprach ihn daher, als er den Raum betrat an und teilte ihm mit, dass die Praktikanten in einer andere Kantine essen. Als er darauf hinwies, dass er Abgeordneter ist, wurde er nach dem Abgeordnetenausweis gefragt. Eine ganz unübliche Aktion. An diesem Tag war er der einzige, der seinen Ausweis vorzeigen musste. Das zeigt ganz anschaulich, wie wenig wir Jungen im Parlament vertreten sind, wenn man es anscheinend für unmöglich hält, dass ein 31 Jähriger Parlamentarier seien könnte.

Wenn man sich die Gemeinderäte und die Parteiorgane in Oberberg anguckt, sieht man hier ein ähnliches Bild. In dem es kaum junge Menschen in Ämtern gibt.

Diese Diskriminierung kommt auch bei den jungen Wählern an, so fühlen sich laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey mehr als 80% der unter 30 Jährigen nicht von der Politik vertreten. Wenn man den Parlamentarischen Umgang mit den Jungen sieht, ist das auch kaum verwunderlich.

Junge Kandidaten müssen sich auch mehr mit sexistischen Kommentaren auseinandersetzen. So wird bei Männern oft auf den Bartwuchs angespielt oder sie werden gleich als Babyface bezeichnet. Junge Frauen müssen sich nach einer Rede von Politikern anderer Parteien Sprüche wie „ Das haben sie gut gemacht junge Frau“ anhören. Oder, falls man in das Schönheitsideal passt, spricht man jungen Politikern einfach die Expertise ab, in dem Mann behauptet, diese würden wegen ihres Aussehens gewählt.

Die Folgen die aus der mangelnden Vertretung junger Menschen entstehen, spüren wir Grünen aber auch am eigenen Leib. Die Grünen im Europaparlament haben bis zur Wahl einen Altersdurchschnitt von 54 Jahren. Als es dann um das für viele Ältere neumodische Internet ging, traten 3 Abgeordnete grüne Werte, wie Meinungsfreiheit und Förderung der Kultur, aus Unwissenheit oder Desinteresse mit Füssen. Diese Abgeordneten waren Alle älter als 55 Jahre. Daraus resultiert eine grüne Mitschuld an der Zerstörung der europäischen Meme Kultur, sowie der Einschränkung der Meinungsfreiheit im Internet durch Uploadfilter.

An dieser Stelle wollte ich eigentlich das Abstimmungsverhalten der unter 30 Jährigen demgegenüber stellen. Das Problem ist nur das es keine unter 30 Jährigen im europäischen Parlament gibt. Aber von den nur 83 EU-Abgeordneten, die unter 40 sind, wählten 3 von 4 durch alle Fraktionen hinweg gegen die Uploadfilter.

Tja, manchmal sind eben die Jungen die Profis.

Wir als Grüne Jugend Oberberg sehen diese Probleme und wollen es uns zur Aufgabe machen, die Stimme der Jugend in Oberberg hoch zu halten. So ist ein Ausbau alternativer Fortbewegungsmittel gerade für die junge Generation wichtig. Hierbei kommt es auch auf die Kombination zwischen Fahrrad und ÖPNV Benutzung an. Des Weiteren wollen wir Aufmerksamkeit für die Lage der Bauern im Oberbergischen schaffen. Die Bauern wurden im letzten Sommer vom Klimawandel hart getroffen und die Existenz der Höfe ist durch mangelnden Nachwuchs noch zusätzlich bedroht.Wir kämpfen gegen die Abholzung der Wälder für die Industrie in Lindlar und anderswo! Die Unterstützung der Integration vor Ort ist uns ein wichtiges Anliegen! 

Denen die sich mehr darüber informieren wollen, würde ich das „Junge Manifest“ ans Herz legen. Das ist unter anderem von Terry Reintke veröffentlicht worden.

Quellen:

www.deutschlandfunk.de/europa-parlament-junge-abgeordnete-fordern-mehr-macht-

und.795.de.html?dram:article_id=411942

www.deutschlandfunknova.de/beitrag/generationenkonflikt-im-eu-parlament-politikerin-

terry-reintke-will-mehr-mitspracherecht

www.zeit.de/2018/08/junge-politiker-deutschland-veraenderung