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Patient Wald – wie geht es unserer Grünen Lunge?

Die Grünen Oberberg luden am Sonntag, den 12. Mai 2019, zu einer informativen Waldwanderung mit dem Förster Johannes Thomm in Waldbröl ein. 

Die Waldzerstörungen durch den Borkenkäfer sind in Oberberg in aller Munde. Doch wie sieht die Situation in unseren Wäldern wirklich aus? Um diese Frage zu beantworten, begaben sich ca. 30 interessierte und grüne Wanderer zusammen mit dem Förster Johannes Thomm in die Wälder um Waldbröl.

Ihnen bot sich von Beginn an ein gemischtes Bild. Neben durch Borkenkäfer, den Dürresommer und Stürme zerstörten Waldflächen, fanden sich sowohl neu bepflanzte als auch wild neugewachsene Areale. Daran zeigte sich sofort die Eigenart des oberbergischen Waldes: viele, kleine Parzellen, betrieben von Privatbesitzer*innen nach eigenen Vorstellungen. Ordentlich mit Zäunen vor Wild geschützte Reihen von jungen Bäumen stehen Flächen mit umgefallen und vom Wind gebogenen Bäumen gegenüber, die vom Wildwuchs diverser Pflanzen und Sträuchern umringt sind.

Johannes Thomm verglich den Wald mit einem übergewichtigen Menschen. Er bekomme nicht die ideale Ernährung und sei nicht im besten Fitnesszustand, sei aber momentan nicht akut gefährdet. So gehöre ein Teil der Waldschäden, verursacht durch Wild, Parasiten und Bakterien, zum natürlichen Kreislauf des Waldes. Unter normalen Umständen könnten der Wald und seine Bewohner in dieser Symbiose gut leben. Doch das immer extremer werdende Klima, mit Temperatur- und Niederschlagsschwankungen, setze den Wald unter Stress. Dadurch käme es zu Extremsituationen wie der gigantischen Vermehrung der Borkenkäfer, die beginnen, vom Appetit getrieben, nicht nur kranke, sondern auch gesunde Bäume zu verspeisen.

Neben der Schönheit und Lebendigkeit des Waldes rückt schnell die Rolle des Waldes als Ressource für einen der wichtigsten ökologischen Rohstoffe ins Auge: Holz. Der oberbergische Wald ist nicht nur Erholungsgebiet, Sauerstoffspender und Lebensraum, sondern auch eine landwirtschaftliche Nutzfläche. Für viele Waldbesitzer*innen steht das wirtschaftliche Interesse an erster Stelle. Deshalb müsse er stets einen Mittelweg finden zwischen dem Erhalt der Natur und dem Zufriedenstellen der industriellen Interessen seiner Auftraggeber*innen. Er selbst schlägt vor, ca. zehn Prozent der Baumpopulation grundsätzlich nicht zu fällen. Eine entsprechende Verordnung gebe es allerdings nicht und es sei den Waldbesitzer*innen selbst überlassen, wie sie ihren Bestand handhaben. Momentan spiele diese Debatte aufgrund der hohen Waldschäden keine Rolle, da seit eineinhalb Jahren keine Bäume mehr geerntet, sondern nur noch von Borkenkäfern befallene oder umgefallene Bäume aus dem Wald entfernt würden, so Thomm.  

Der Wald, so wie er sich den Wandernden am Sonntag präsentierte, ist eine Mischung aus natürlicher Entwicklung und menschlichem Design. Er ist verwundet, aber hartnäckig und eigenständig. Borkenkäfer und diverse andere Parasiten gehören genauso zu ihm wie die vielerorts aus dem Boden sprießenden Setzlinge. Im Grunde kann der Wald ohne unser Zutun problemlos leben. Doch damit dies gelingt, müssen wir nicht nur im Wald selbst ansetzen, sondern bei unseren täglichen Gewohnheiten. Denn die Klimakrise und die Umweltverschmutzung, die unsere Wälder und ihre Bewohner vor Herausforderung stellen, lassen sich nur durch gemeinsames bewusstes Handeln bekämpfen. Noch wäre Zeit dafür.

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